Wasser und Strom

… sind so eine Sache, nicht nur im Sudan, auch in Ghana. An Wasser mangelt es, vor allem in der Regenzeit, natürlich nicht. Und umso positiver ist es, dass wir im Waisenhaus eine Wasserzisterne besitzen, die das Regenwasser auffängt und nutzbar macht. Allerdings funktionieren die Wasserleitungen nicht immer so, wie man es sich wünscht. Ich weiß es nicht genau, aber wie ich es aus dem Sudan kenne, wird das Wasser von Zeit zu Zeit abgestellt, da im Land oder in der Region nicht genug Wasser zur Verfügung steht und so sozusagen das Wasser „portioniert“ für jede Familie zur Verfügung gestellt wird. Kann der Grund sein, muss aber nicht. Zumindest ist ab und an für ein paar Tage Eimerdusche angesagt und Eimer schleppen. Aber auch daran gewöhnt man sich schnell, meinte auch Maria. Und, man merkt mal wieder, wie viel Wasser man so den ganzen lieben langen Tag verbraucht.

Mit dem Strom läuft es ähnlich. Nicht mit der ‚Portionierung’, aber bezüglich der Häufigkeit des Ausbleibens. Wenn es gewittert oder stark regnet, wird meist zentral abgeschaltet, aus Sicherheitsgründen. Ansonsten kommt und geht der Strom, wie er mag. Es klingt wahrscheinlich total dämlich und ich habe noch niemanden erlebt, der mich nicht komisch angeschaut hat, aber ich mag Stromausfälle total gern. Da ich in meinen vorherigen Leben hundertprozentig Afrikanerin war, ist mein Körper und Geist sehr positiv gegenüber Hitze eingestellt. Klimaanlagen sind mir ein Graus und auch Ventilatoren, vor allem nachts beim schlafen, empfinde ich auch eher als störend. Schon mal Punkt 1 FÜR einen Stromausfall – funktioniert beides nicht. Punkt 2 – ähnlich wie bei Familienausflügen mit Zelt und ohne Strom oder Abenden bei Oma – wenn es keinen Strom gibt, funktioniert kein Fernseher oder diverse andere Entertainment-Geräte, sodass man beginnt sich zu unterhalten oder Spiele zu spielen. Und das – Punkt 3 – am besten noch bei gemütlichem Kerzenschein oder (creme de la creme) am Lagerfeuer. Gemeinsam mit den Kids im Waisenhaus gibt es noch weitere Punkte. Punkt 4 – der Fernseher funktioniert bei Stromausfall natürlich auch nicht – ein Segen für Augen und Ohren – zumindest für uns Europäer. Es gibt größtenteils drei Themen zur Auswahl – Predigten mit der einen oder anderen Teufelsaustreibung, Wrestling oder ghanaische Soaps – und alles in einer übersteuerten, sehr unangenehm lauten Lautstärke, dass es in den Ohren weh tut, egal wo im Haus man sich befindet. Und als letztes, wenn es schon später am Abend ist, alle Kinder aufgewühlt sind und um jede Sekunde das zu Bett gehen verzögern wollen, bringt ein Stromausfall plötzliche Ruhe und Schlafmüdigkeit in die großen, süßen Kinderaugen – also auch nicht das Schlechteste. Ich denke, dass sind einige guten Gründe, Stromausfälle zu mögen. In diesem Sinne wünsche ich allen, die das lesen heute Abend einen Stromausfall und eine gute Nacht.

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