Letztes Jahr im August schrieb ich den ersten Text zu Thema Veränderung und möchte natürlich weiter berichten, was seitdem passiert ist. Es kommt mir gerade utopisch vor, dass dieses Thema mir schon vor 10 Monaten Kopfzerbrechen bereitet hat, denn heute ist es nicht anders.
Im letzten Text begann ich mit „eigentlich mag ich Veränderung sehr, aber…“. Leider kann ich das weiterhin nicht positiv reden. Die Gesetzeslage und neue Ausrichtung der Sozialpolitik in Ghana stellt uns weiterhin vor große Herausforderungen. Vor allem die Entfernung und das dezentrale Managen unserer Organisation macht das Ganze nicht gerade einfach.
Nachdem wir letztes Jahr fast alle Kids mit einigen ihrer Verwandten vereint haben und sie die Ferien dort verbringen durften, erstellten wir auch Übersichten zu den jeweiligen Situationen und überlegten uns, für welche Kinder eine Reintegration wirklich denkbar wäre und für welche nicht. Mit Reintegration ist gemeint, dass die Kinder, die enge Verwandte haben, bei denen sie sich wohl fühlen, die finanziell gut dastehen und an einem Standort wohnen, der sich unweit der Schule befindet, hauptsächlich dort auch wohnen werden. In den Ferien und Wochenenden besuchen sie das Waisenhaus. So wird sichergestellt, dass die Kinder die Schule nicht wechseln und in regelmäßigen Abständen Kontakt zu ihnen besteht. In den Ferien sollen sie außerdem an einem Ferien-Lernprogramm bei uns teilnehmen, welches sie in ihren Lernerfolgen zusätzlich unterstützt. So oder so ähnlich haben wir es auch in unserer Satzung formuliert, die das Fundament der neu gegründeten NGO sein soll. Die NGO wird eine Art Kinder- und Jugendzentrum sein, in welchem einige unserer Kinder wohnen bleiben, einige an den Wochenenden zu Besuch kommen, die sonst im Internat oder bei Verwandten wohnen und womöglich auch arme Nachbarskinder oder andere benachteiligte Personen Unterstützung finden können. Die ganz genaue Umsetzung kann natürlich erst erfolgen, wenn die NGO rechtlich gegründet ist und wir noch viele andere Rahmenbedingungen dafür geklärt haben. Außerdem wird es ein schleichender Prozess sein, je nach finanziellen und personellen Möglichkeiten, in Zukunft auch andere Kinder zu unterstützen. Aktuell steht im Fokus, „unseren Kinder“, die schon seit über 10 Jahren betreut werden, ein bestmöglichen Umfeld zum Aufwachsen und Lernen zu bieten und sie alle so lange zu begleiten und unterstützen, bis sie auf eigenen Beinen stehen.
Das Sozialamt, welches die für uns zuständige staatliche Institution ist, macht es uns nicht gerade leicht. Sie üben weiterhin Druck aus, sind aber auch weiterhin davon überzeugt, dass wir in den vergangenen 13 Jahren großartige Arbeit geleistet haben und sehen, dass es allen unseren Kindern sehr gut geht und sie schulisch sehr gute Erfolge vorweisen können. Das ist bisher unser Joker. Aber darauf dürfen wir uns nicht ausruhen. Also arbeiten wir weiterhin daran, nächste Schritte zu besprechen.
Gleichzeitig wollen wir unsere Kommunikation mit unseren Partnern aus Norwegen und Belgien und unserem lokalen Partner Silas verbessern. Es gab schon manch einen, der ungläubig die Stirn runzelte, als ich meinte, wir klären fast alle Diskussionen und Entscheidungen über E-Mail. 🙂 Wir sind in den letzten Jahren gewachsen, haben höhere Spendeneinnahmen und können mehr Projekte vor Ort unterstützen. So wollen wir auch etwas agiler in der Kommunikation und Dokumentation werden. Gleichzeitig kann ich mit Stolz behaupten, dass sich eines nie geändert hat, nämlich das Vertrauen und die Leidenschaft, die wir alle, und damit meine ich die 2 Norwegerinnen, die Belgierin, Silas und Sanatu und wir, in unsere Arbeit einbringen. Zumindest versuchen wir nun noch stärker kollaborativ zu arbeiten, mehr zu telefonieren und mit unvorhergesehenen Dingen vorausschauender umzugehen.
Mal sehen, was die nächsten Wochen und Monate bringen. Ich berichte weiter.
Letztlich ist aber das wichtigste, und das ist Euch wahrscheinlich auch wichtig immer wieder zu erfahren: es geht allen unseren Kids gut! Aktuell ist niemand krank und schulische Erfolge bleiben weiterhin nicht aus. Wir freuen uns auch, dass wir im letzten Monaten weitere Dauerspender gewinnen konnten, die uns eine bessere Jahresplanung ermöglichen. Auch hier werden wir vermutlich bald so gut planen können, dass wir regelmäßige Schulgeldunterstützungen und/oder Universitätsstipendien finanzieren können.
Das macht uns sehr glücklich!
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