Veränderung

Eigentlich mag ich Veränderungen sehr, allerdings führen manche Veränderungen auch oft zu Kopfzerbrechen. So auch ein neues Gesetz in Ghana, welches für bestehende Waisenhäuser das Ende bedeutet kann. So müssen auch wir uns anpassen. Das Gesetz gibt vor, dass angestrebt werden soll, Halb- oder Vollwaisen in ihre Familien zu integrieren und vorzugsweise bei einem Onkel, Bruder oder Großmutter als in einem Kinderheim großzuziehen. Der Hintergrund ist, dass es in der Vergangenheit viele negative Zwischenfälle in Kinderheimen gab und dem vorgebeugt werden soll. Außerdem ist der Bezug zu den Wurzeln und der eigenen Kultur besser sichergestellt, wenn die Kinder in einem familiären Umfeld aufwachsen. Das Sozialministerium, welches auch unser Waisenhaus regelmäßig kontrolliert, weiß, dass es bei uns nie negative Vorkommnisse gab und die Kinder wie in einer großen Familie aufwachsen. Letztlich ist das Wohl der Kinder am wichtigsten. Deshalb versuchen wir die Gesetze nicht zu verletzen und gleichzeitig zum Wohl der Kinder zu handeln.

So beginnen wir nun damit die Kinder mehr mit ihren Verwandten in Kontakt zu bringen. Diese Maßnahme setzen wir von nun an immer in den Ferien um. So haben die Familienmitglieder die Möglichkeit, sofern es finanziell und logistisch geht, die Kids für ein oder zwei Wochen abzuholen und mit ihnen die Ferien zu verbringen. Diese Besuche dokumentieren wir und schauen uns die jeweiligen Lebensverhältnisse der Familien an. Es ist natürlich ein komisches Gefühl, die Kinder „fremden“ Menschen in die Hände zu geben. Das Haus ist leer und Silas und Sanatu haben auch sichtlich damit zu kämpfen. Dennoch ist es wichtig. Und es ist schön zu sehen, dass die Kinder voller Vorfreude ihre Rucksäcke packen. Für jeden von ihnen wird es eine wichtige Erfahrung sein. Und ich bin gespannt auf die Besuche und Berichte.

Eine weitere Maßnahme wird die Anpassung unserer Satzung und eine Registrierung als NGO in Ghana sein. Umso besser, dass ich vor Ort bin. So sitzen Silas und ich stundenlang im Hof und diskutieren um die Wette. Einig sind wir uns, dass wir alle unsere Kinder bis zu ihrer Selbstständigkeit unterstützen werden, komme was wolle. Auch die Kinder, die im Internat sind, in einer anderer Stadt studieren oder bei einem Onkel oder Bruder untergebracht sind, werden unterstützt und regelmäßig besucht. Langfristig wollen wir auch die Community stärker unterstützen, Nachhilfe-Kurse in den Ferien anbieten und Ähnliches. Ihr seht, es gibt viele Ideen. Mir macht das Brainstorming Spaß. Veränderung ist gut, wenn man es richtig angeht. Wir versuchen also unser Bestes und halten Euch auf dem Laufenden.

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