Ghana und das Wetter
Wenn man hört, jemand war mehrere Monate in Afrika unterwegs, denkt man eher an schwitzende, heiße Tage unter der afrikanischen Sonne. So meinten viele zu mir, als ich nach 10 Monaten wieder nach Deutschland kam, dass ich doch jetzt sicher frieren würde, auch wenn es in Deutschland im September noch vergleichsmäßig warm war. Ganz im Gegenteil. Während in Deutschland der ganze Sommer so heiß war wie noch nie, herrschte in Ghana Regenzeit. Das bedeutet, dass es fast jeden Tag regnet und wenn es regnet, dann so richtig. So als würde jemand einen Pavillon, dessen Dachplanen sich mit Wasser gefüllt haben, von unten anstupsen, sodass das sich ganze Wasser in einem Schwall entleert.
Regen- und Trockenzeit in Ghana
In Ghana gibt es Regen- und Trockenzeit, allerdings sind diese nicht im ganzen Land gleich. Klingt komisch, ist aber so. Ghana liegt nicht so weit entfernt vom Äquator. Das bedeutet, je näher am Äquator, desto öfter regnet es. Tropisches Klima nennt sich das. Das ist aber im Süden der Fall. Im Norden von Ghana, also auch in Tamale, wo sich unser Projekt befindet, ist es schon wieder etwas trockener. So gibt es im Wechsel, circa ein halbes Jahr Trockenzeit und ein halbes Jahr Regenzeit. Aber vorbei mit der Geographie Stunde.
Durch diese ganzen klimatischen Phänomene, kam es dazu, dass Maria und ich während der Regenzeit in Ghana eintrafen. Gegen Ende hin wurde es immer stärker und stärker, sodass die besagten Regenschwalle jeden Tag zu erwarten waren. Im Waisenhaus hatte sich dadurch schon so etwas wie eine Routine-Regen-Aufgabenverteilung gebildet. Sobald sich einer der schlauen Wetterfrösche im Haus sicher war, es würde gleich stürmen und regnen, wurde das Signal ausgelöst. 2 rennen und holen Matratzen rein, 2 rennen und sammeln alle an der Leine hängenden Klamotten ein, 3 rennen und sammelt Schafe und Hühner von draußen ein, 2 weitere rennen und machen alles windfest, was draußen zum Kochen verwendet wird und 1 rennt und wirft alle draußen verteilten Schuhe in die Veranda. Da 90% des Tages gekocht wird, ist die wahrscheinlich schwerste Aufgabe, die heißen Töpfe samt glühendem Grill in die überdachte Veranda zu tragen. Da ist dann natürlich auch wieder Teamwork im 2er-Team angesagt. Das jeden Tag – könnte man auch schon als Sport bezeichnen.
Stromausfall nach Starkregen in Ghana
Bis auf der Stromausfall, der oft auf starken Regen folgt, die unpassierbaren Straßen, zu viel Wasser, dass das Fundament schädigt, Pausierung aller Aktivitäten, die außerhalb des Hauses stattfinden (fast alle), Wäsche, die nicht trocknet und Überschwemmungen, die noch tagelang behindern, mochte ich eigentlich immer diese Regenschauer. Die Tropfen prasseln lautstark auf das Dach. Es kühlte sich ab. Sofern es ging, kroch ich unter mein Moskitonetz in mein Bett und lauschte. Es war still, draußen tummelte sich niemand mehr, der Stromausfall sorgte auch für einen leisen Fernseher und ich entspannte dabei. Manchmal war ich in diesen Momenten auch sehr unentspannt, da Silas und ich 3 bis 4 ToDos auf unserer Liste hatten, die alle samt etwas damit zutun gehabt hätten, das Haus zu verlassen. Dann eben morgen! Weil ich ja so ein geduldiger Mensch bin. Aber aus diesem Grund verstehe ich auch umso besser, warum die Uhr in heißen, tropischen Ländern anders tickt. Sie kann gar nicht wie unsere effiziente, der Tag hat 48 Stunden Arbeitszeit gesteuerte Uhr ticken. Denn die 24h die man hat, sind bereits in 12h Tag und 12h geteilt. Immer. Jeden Tag im Jahr. Es wird schnell dunkel, es wird schnell hell. Am Tag spielt das Leben, nachts wird geschlafen. Wenn es nun also von den 12h Tag 5h lang regnet und zwar so stark regnet, dass Straßen unpassierbar sind, dann kann man die restlichen 7h damit verbringen von A nach B zu kommen unter beschwerlichen Bedingungen. Geduld ist gefragt. Und Pullover und Gummistiefel sind auch nicht verkehrt.
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