16 Mäuler

16 Mäuler zu stopfen ist eine ganz schöne Meisterleistung. Das wird mir jeden Tag, den ich hier im Waisenhaus verbringe, bewusster. Vor allem in Zeiten steigender Preise und wachsender Kinder, die gefühlt jede volle Schüssel Reis nur einatmen und trotzdem keinen Gramm Fett auf den Rippen haben.  Sanatu, unser aller Waisenhaus-Mama, schafft das, seit 11 Jahren nun schon. Man hat manchmal das Gefühl, der ganze Tag dreht sich ums Essen. Entweder es wird gekocht, es werden Lebensmittel gekauft, es wird sich um Farm und Tiere gekümmert, die früher oder später Nahrung bringen sollen, es werden Eier eingesammelt, es wird Mais zu Mehl gemahlen, Nüsse geknackt, geschnippelt, Feuer angemacht, Töpfe geschruppt, Schüsseln eingesammelt und wieder Essen gekocht. Nachdem Maria abgereist ist und ich wieder zurück im Waisenhaus, habe ich beschlossen, komplett alles zu essen, was die Kinder essen und keine Extra-Wurst zu sein.

Bisher habe ich deshalb noch keine böse Überraschung erlebt. Die einzigen zwei Herausforderungen für mich sind dahingehend eher folgende. Erstens überlege ich jedes Mal, wie ich es schaffe, dass mein Teller auch leerer wird, wenn ich schon seit einer halben Stunde esse und diesen halbvollen Teller dann unbemerkt den Kindern unterzujubeln, weil ich schon pappe-voll bin. Zweitens habe ich einen großen inneren  (und äußeren) Kampf, wenn ich in meiner Suppe oder auf dem Teller „die besten Stücke“ Fleisch entdecke und ich keinen blassen Schimmer habe, wie ich das mit Fettschwarte überzogene Stück in meinen Mund manövrieren soll, ohne Würgen zu müssen. Deshalb entscheide ich mich meist, wenn Sanatu gerade nicht hinschaut, auch hier unbemerkt den Kindern etwas unterzujubeln. Die freuen sich natürlich.

Es ist schon sehr hilfreich, den zusätzlich Ertrag durch die Bewirtschaftung der Felder sowie Tiere zu haben. Dennoch ist es eine logistische Herausforderung und kostspielige Angelegenheit, den Kindern genügend zu Essen, auch nicht immer das Gleiche und mehrmals die Woche Früchte zu servieren. Da die Kids mittlerweile alle größer sind als ich, sind die meisten eingespannt in die täglichen Abläufe und wissen zu schätzen, was ihnen gekocht wird. Selbst, wenn es jeden Tag das Gleiche gibt, wird keine Miene gezogen und es wird immer alles penibel geteilt zwischen allen 16 Kindern. Wenn sich die Kinder unter sich nicht einigen können, entscheidet Sanatu. Widerrede oder Herumningeln habe ich bisher noch nie erfahren. Am Ende des Tages können sich hier auch alle 16 Mäuler sehr glücklich schätzen, denn bisher habe ich noch nie besser als bei Sanatu gegessen. In diesem Sinne – schmecken lassen und zu schätzen wissen!

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